Erinnerungskultur

Gedenkstelen des Sachgebiets für Erinnerungskultur und Geschichte  

Drei Gedenkstelen befinden sich im Fachvermögen des Amtes für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes Mitte. Sie erinnern an und informieren über Verfolgung, Ausgrenzung und Widerstand in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen.

Kartenansicht Berlin
Standorte der Gedenkstelen.
Foto: © simplymaps.de (CC BY-SA 4.0), bearbeitet von Cosima Utecht (Mitte Museum)

Berliner Hostienschändungsprozess von 1510

Foto: Mitte Museum, Cosima Utecht

Karl-Liebknecht-Straße 8

Die Tafel gedenkt den Opfern des sogenannten Hostienschändungsprozesses von 1510. In deutscher und englischer Sprache wird über die Hintergründe dieses ersten großen antijüdischen Pogroms in Berlin informiert. Mit dem „Berliner Hostienschändungsprozess“ begann die Vertreibung der Juden aus Berlin und der Mark Brandenburg. Eine offensichtlich konstruierte Anschuldigung löste eine Verhaftungswelle aus und führte zu grausamen Hinrichtungen mitten in der Stadt. Den Angeklagten wurde Hostienfrevel und Ritualmord von Kindern vorgeworfen. 38 der zum Tode verurteilten Juden wurden vor den Augen von Schaulustigen bei lebendigem Leibe ver-                                                         brannt.

Auf Initiative der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin wurde die Stele im Jahr 2021 errichtet.

Den vollständigen Text der Gedenkstele und weitere Informationen finden Sie hier

Otto und Elise Hampel 

Foto: Mitte Museum, Cosima Utecht

Müllerstraße 147

Nach der Machtübernahme 1933 unterstützten Elise und Otto Hampel zunächst das NS-Regime, traten jedoch nie der NSDAP bei. Erst 1940, nachdem Elise Hampels Bruder im Krieg gefallen war, änderten sie ihre Haltung. Von 1940 bis 1942 warfen sie heimlich handgeschriebenen Postkarten mit Aufrufen zum Widerstand gegen das NS-Regime in zahlreiche Briefkästen in Berlin. Nach ihrer Verhaftung im Oktober 1942 wurden sie im Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 8. April desselben Jahres in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Ihr Einsatz steht heute stellvertretend für den nicht organisierten Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur.

Die Gedenkstele wurde von der Stadtteilvertretung und der Bezirksverordnetenversammlung initiiert und 2018 im Auftrag des Bezirks mit Unterstützung der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen errichtet. Die Künstlerin Ingeborg Lockemann gestaltete die Stele. Auf der Vorderseite ist der Originaltext einer Postkarte des Ehepaars Hampel abgebildet.

Den vollständigen Text der Gedenkstele und weitere Informationen finden Sie hier.

Sammellager Tattersall

Foto: Mitte Museum, Jens Barthel

Kruppstraße / Feldzeugmeisterstraße

Zwischen dem 27. Februar und dem 2. März 1943 inhaftierte die Gestapo in der Reithalle (Tattersall) der Wehrmacht ca. 1.000 Jüdinnen*Juden unter unmenschlichen Bedingungen. Im Rahmen der „Fabrikaktion“ waren sie zuvor gewaltsam von ihren Arbeitsplätzen und aus ihren Wohnungen in das Sammellager verschleppt worden. Die meisten von ihnen wurden ab dem 2. März durch die Straßen Moabits getrieben und vom Güterbahnhof Moabit in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Einige wenige überlebten.  Ihre Berichte zeugen von den Grausamkeiten während der „Fabrikaktion“ und im „Tattersall“.

Die Errichtung der Tafel geht auf einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte und eine Kooperation mit dem Verein „Aktives Museum“ zurück. Im Jahr 2022 wurde die Tafel in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa entwickelt und von dieser dem Bezirk gestiftet.

Den vollständigen Text der Gedenkstele und weitere Informationen finden Sie hier.